| Veranstaltung: | LDK 1/2024 der Jusos Sachsen |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 7.B Bildung |
| Antragsteller*in: | Jusos Dresden |
| Status: | Überweisung (an den Landesausschuss (aus Zeitgründen nicht behandelt) |
| Antragshistorie: | Version 2 |
B1NEU: Programmiersprachen als integraler Bestandteil eines modernen Unterrichts
Einleitung und ggf. Weiterleitung
Die Landesdelegiertenkonferenz möge beschließen und an den Landesparteitag der SPD Sachsen weiterleiten:
Antragstext
In einer zunehmend digitalisierten Welt ist der Umgang mit Software und das
Verständnis von Programmiersprachen von entscheidender Bedeutung. Während es im
Jahr 1500 hilfreich sein konnte, Sprachen wie Latein oder Altgriechisch zu
beherrschen, hat sich der Fokus heute stark verschoben. Programmiersprachen sind
die "Sprachen" des Informationszeitalters – sie eröffnen den Zugang zu Software,
die unseren Alltag bestimmt und beeinflusst.
Moderne Fremdsprachen wie Spanisch oder Französisch haben durch die weite
Verbreitung des Englischen sowie durch den Einsatz von Übersetzungs-Apps an
Bedeutung verloren. Dennoch ist es wichtig, dass kulturelle Sprachen nicht
vernachlässigt werden, da sie weiterhin einen wesentlichen Teil der menschlichen
Verständigung und Kultur ausmachen.
Gleichzeitig ist es unerlässlich, dass Programmiersprachen als Teil eines
umfassenden Schulunterrichts ihren Platz im Bildungssystem finden. Der Umgang
mit Software, das Verständnis ihrer Funktionsweise und die Fähigkeit, Programme
selbst zu entwickeln, sind grundlegende Fähigkeiten, die jede*r Schüler*innen im
21. Jahrhundert besitzen sollte. Programmiersprachen besitzen – ähnlich wie
natürliche Sprachen – eine eigene Semantik und Syntax, die erlernt werden muss.
Dieses Wissen ermöglicht nicht nur die aktive Teilnahme am digitalen Wandel,
sondern auch die Unabhängigkeit von großen Technologieunternehmen und fördert
die Mitarbeit an gemeinschaftlichen OpenSource-Projekten, von denen alle
profitieren.
Programmiersprachen als Kernbestandteil des Schulunterrichts
Immer wichtiger wird im Informationszeitalter dagegen der Umgang und das tiefe
Verständnis von Software bis auf die Ebene der Programmiersprachen.
Programmiersprachen sind künstliche bzw. formale Sprachen. Ähnlich wie
natürliche Sprachen besitzen diese eine eigene Semantik und eine spezielle
Syntax. Solche Sprachen wirklich zu meistern, kann je nach ihrer Komplexität
Jahre des Trainings benötigen. Ähnlich wie bei anderen Sprachen gilt auch hier:
Je früher mit dem Erlernen angefangen wird, desto einfacher fällt es, die
Grundsätze zu erlernen. Außerdem hilft ein tiefes Wissen über den Aufbau und die
Anwendung einer Programmiersprache dabei, schnell eine weitere zu erlernen. Ein
modernes Schulsystem sollte also unbedingt das Erlernen einer Programmiersprache
aktiv fördern und nicht vollständig in Ganztagsangebote oder den viel zu selten
angebotenen Informatikunterricht auslagern.
Wir fordern, dass Programmiersprachen ein zentraler Bestandteil eines
reformierten Unterrichts an sächsischen Schulen werden. Dieser soll systematisch
und flächendeckend eingeführt werden, um allen Schüler:innen die Möglichkeit zu
bieten, den Umgang mit Programmiersprachen zu erlernen.Dafür soll das Fach
„Künstliche und Formale Sprachen für Programmierung“ als Wahlpflichtmodul
angeboten werden.Der Informatikunterricht wird durch die zunehmende
Digitalisierung in den nächsten Jahren weitere wichtige Inhalte wie Künstliche
Intelligenz beinhalten müssen, sodass eine angemessene Unterrichtung in
Programmierung für interessierte Schüler:innen zu kurz kommen würde. Ein
zusätzliches Angebot ist daher der einzig machbare Weg. Da Schüler:innen jedoch
schon heute unter einem zu hohen Lernpensum leiden, möchten wir das Fach als
Wahlpflichtmodul anbieten. Dies kann als Alternative zu anderen
Wahlpflichtfächern geschehen, oder aber in einem zukünftigen modularisierten
Schulsystem als eigenes Modul.
Ziel ist es, allen Schüler*innen unabhängig von ihrem sozialen oder finanziellen
Hintergrund den Zugang zu dieser Schlüsselkompetenz zu ermöglichen.
Technische Ausstattung und finanzielle Unterstützung
Um diesen Anspruch zu verwirklichen, müssen alle Schulen mit der notwendigen
technischen Ausstattung versorgt werden. Wir fordern daher:
- Der Freistaat Sachsen stellt die erforderliche technische Ausrüstung zur
Verfügung, darunter Computer, Tablets und sonstige Geräte, die für den
Informatikunterricht notwendig sind.
- Die Finanzierung der technischen Geräte muss durch das Kultusministerium
gewährleistet werden. Dies umfasst sowohl die Bereitstellung von Hardware
als auch die regelmäßige Wartung und den technischen Support.
- Schulen werden finanziell und personell unterstützt, um sicherzustellen,
dass ausreichend qualifizierte Lehrkräfte zur Verfügung stehen, die den
Informatikunterricht fachgerecht durchführen können.
- Regelmäßige Fortbildungen für Lehrkräfte im Bereich der
Programmiersprachen und Informatik sollen angeboten werden, um einen
zeitgemäßen und qualitativ hochwertigen Unterricht sicherzustellen.
Förderung des Verständnisses für die digitale Welt
Im Informationszeitalter sind wir alltäglich umgeben von Software: am
Handgelenk, in der Hosentasche, am Arbeitsplatz, in der Wohnung, … Wenn jedoch
etwas nicht mehr funktioniert, sind die meisten von uns schnell aufgeschmissen.
Wer im 21. Jahrhundert Programmiersprachen beherrscht, kann sich nicht nur
selbst helfen, sondern ist in der Lage Abhängigkeit von großen Konzernen zu
überwinden: Software ist das Produktionsmittel des Informationszeitalter, welche
vergesellschaftet werden muss, indem die Kompetenzen allen zur Verfügung
gestellt werden. Gemeinschaftlich entstehen große OpenSource-Projekte, von denen
alle profitieren.
Programmiersprachen zu beherrschen bedeutet, das Produktionsmittel des
Informationszeitalters zu verstehen und selbstbestimmt einsetzen zu können.
Durch das Erlernen von Programmiersprachen können Schüler aktiv an der digitalen
Welt teilhaben, Abhängigkeiten von großen Konzernen überwinden und gemeinsam an
digitalen Projekten arbeiten, die der Allgemeinheit zugutekommen.
Fazit
Daher wollen wir, dass in sächsischen Schulen neben dem klassischen Angebot, als
zweite Fremdsprache eine natürliche Fremdsprache zu erlernen, auch die
Auswahlmöglichkeit „Künstliche und Formale Sprachen für Programmierung“
angeboten wird. In diesem Fach sollen dabei eine oder mehrere
Programmiersprachen sowie die zugehörigen Hintergrundkonzepte und formale
Sprachtheorie erlernt werden. Schüler:innen die als zweite Fremdsprache eine
natürliche Fremdsprache erlernen, sollen zudem die Möglichkeit haben als dritte
Fremdsprache „Künstliche und Formale Sprachen für Programmierung“ zu belegen.
Ziel ist, diese Wahlmöglichkeit an allen Schulen anzubieten.
Programmiersprachen sollten keine kulturellen Sprachen ersetzen, sondern als
Ergänzung zu einem umfassenden Bildungsangebot betrachtet werden. Sie sind ein
unverzichtbarer Bestandteil eines modernen Schulsystems im digitalen Zeitalter.
Daher fordern wir eine Reform des Schulunterrichts, in dem Programmiersprachen
einen festen Platz haben, sowie die Bereitstellung und Finanzierung der
notwendigen technischen Ausstattung durch das Kultusministerium. Nur so kann
sichergestellt werden, dass alle Schüler*innen die Fähigkeiten erwerben, die sie
für die Zukunft benötigen.
