I1: Doppelt belogen und betrogen: Ehemalige mosambikanische Vertragsarbeiter*innen endlich gerecht entlohnen!

Die mosambikanische Geschichte geht auf viele Jahrhunderte zurück. Erst als
Sultans-Staat zur Kolonie Portugals bis zu einem Ende der Kolonialherrschaft und
der Gründung eines sozialistischen Landes. Der Name Mosambiks geht auf die
Entdeckung der Portugiesen zurück, welche auf den Sultan Mussa Al Biq trafen.
Durch ein Missverständnis mit dem Namen des Herrschers dachten die Portugiesen,
dies sei der Name des Landes.

Nach über 500 Jahren Kolonialgeschichte versuchten am 16. Juni 1960
Hafenarbeitende für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen [1], denn das
faschistische Portugal unter der Herrschaft Salazars sah die Mosambikaner*innen
als eigen an. 1962 gründete sich die Frente de Libertação de Moçambique
(FRELIMO), welche früher eine Rebellenorganisation war und heute Staatspartei in
Mosambik ist, im Nachbarland Tansania, nachdem 600 Menschen durch die Proteste
gestorben sind [1]. Die FRELIMO wurde dabei insbesondere durch die DDR und die
Sowjetunion militärisch unterstützt. Am 25. April 1974 begann die
Nelkenrevolution in Portugal, wobei alle portugiesischen Kolonien,
einschließlich Mosambik, unabhängig wurden. Am 25. Juni 1975 übernahm FRELIMO
entsprechend die Amtsgeschäfte der ehemaligen Kolonie und gründete den Staat,
welcher sozialistisch wurde.

Am 24. Februar 1979 wurde zwischen der DDR und der sozialistischen Volksrepublik
Mosambik ein Staatsabkommen unterschrieben [2]. Dieser vereinbarte Staatsvertrag
regelte die wirtschaftlichen und militärische Beziehungen untereinander.
Zentrale Rolle haben dabei aber allerdings die zukünftigen Vertragsarbeitenden
gespielt. Durch die Lieferungen von Waffen sollte Mosambik die Schulden, welche
bei der DDR gemacht wurden, begleichen. Noch im selben Jahr wurden die ersten
Vertragsarbeitenden in die DDR gebracht. Diese sollten laut der mosambikanischen
Regierung in eine produktive Ausbildung gehen, um diese später im eigenen Staat
als Fachkräfte für die Produktionsindustrien beschäftigen zu können. Allerdings
kam es nicht dazu. In der DDR wurden diese Arbeitskräfte für die Produktion in
VEBs an Maschinen angelernt. Dazu kam, dass 25 % monatlich des Lohns von 1979
bis zum Jahresende 1985 als Lohnpflichttransferleistung [2] einbehalten wurden.
Ab 1986 bis 1990 wurden 60 % des Lohnes einbehalten. Diese sollten laut DDR-
Regierung für die mosambikanischen Vertragsarbeitenden im Land verfügbar sein.
Allerdings wurden damit die Schulden getilgt. Die Erhöhung der Einbehaltung ist
gestiegen, weil Mosambik aufgrund der Bürgerkriege gegen Portugal und RENAMO
keine Steinkohle mehr für die DDR verkaufen konnte. Die DDR nutzte die
Steinkohle als Schuldentilgung, indem sie diese billig aufkaufte und teurer auf
dem internationalen Markt verkaufte, um daraus die Devisen zu erhalten.

Durch den Mauerfall mussten allerdings rund 16.000 Vertragsarbeitende aus
Mosambik zurück, aufgrund des neuen Aufenthaltsgesetzes aus der Bundesrepublik
Deutschland. Um einen Aufenthaltstitel hier zu erhalten, waren die
Voraussetzungen, dass man mindestens acht Jahre in der DDR gelebt hat, einen
festen Arbeitsvertrag besitzt und Kenntnisse der deutschen Sprache aufwies. Rund
1000 Mosambikaner*innen blieben in den neuen Bundesländern, da diese in den
Betrieben weiterhin gebraucht wurden. 1991 kamen einige ehemalige
Vertragsarbeitende zurück, da sie bereits in Deutschland Beziehungen geknüpft
und Familien gegründet hatten. Den nach Mosambik Zurückgekehrten wurde schnell
klar, dass sie betrogen wurden. Die Sozialversicherungspässe wurden ihnen
entzogen und eigentlich rechtmäßig zustehende Lohnpflichttransferleistungen von
der DDR und der mosambikanischen Regierung einbehalten. Schnell wurden diese
eine marginalisierte Gruppe im eigenen Land.

Seit 1990 bis heute demonstrieren diese jeden Mittwoch in der Hauptstadt Maputo
für die Zahlung der bis heute einbehaltenen Lohnpflichttransferleistungen. 1990
zahlte die Bundesrepublik ca. 75 Millionen DM an die mosambikanische Regierung,
um die Lohnzahlungen auszuzahlen. Allerdings wurde dieses Geld für andere Zwecke
genutzt. Auch den hier noch lebenden Vertragsarbeitenden wurde kein einziger
Cent gezahlt. Von 2004 bis 2006 gab es Scheinzahlungen der mosambikanischen
Regierung. In dieser Zeit befand sich Mosambik in einer starken Inflation,
welche die Folge hatte, dass es in dieser Zeit auch eine Währungsreform gab.
Meist beliefen sich die Zahlungen auf ca. 200 Medicais, was heute nur etwa 2,87
€ entspricht [3]. Demzufolge klar unter dem, was den Vertragsarbeitenden
zusteht. Bis heute warten diese auf eine gerechte Entlohnung, um endlich mit
diesem Thema abzuschließen. 2019 fand anlässlich des 40. Jahrestages der
Unterzeichnung des Staatsvertrages zwischen der DDR und Mosambik die Magdeburger
Konferenz statt. Zu dieser wurde die damalige Bundesregierung, ehemalige SED-
Funktionär*innen und die ehemaligen Vertragsarbeitenden eingeladen [4]. Auch im
letzten Jahr vertrat die SED-Opfer Beauftragte der Bundesregierung zusammen mit
Adelino Messuvria [5] die ehemaligen Vertragsarbeitenden im
Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages [6].

Adelino Messuvria betonte, dass aufgrund der geringen Lebenserwartung in
Mosambik viele Betroffene in seinem Alter bereits verstorben sind. Allerdings
sollen diese Zahlungen direkt an die nachfolgende Generation ausgezahlt werden,
da diese ebenfalls marginalisiert werden. Laut ihm sollten die ehemaligen
Vertragsarbeitenden alle rund ca. 10.000 € bekommen, da dies eine angemessene
Summe sei, mit der jede*r ehemalige Arbeitende zufrieden sei. Die SED-
Opferbeauftragte [7] spricht sich für eine ähnliche Summe aus. Diese beläuft
sich auf ca. 7.000 €.

Deshalb fordern wir:

Fußnoten:

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Mueda → Visão História. Nr. 12.
Lissabon Juni 2011, S. 36.

[2] https://vertragsarbeit-mosambik-ddr.de/wp-
content/uploads/2020/12/Transferordnung.pdf

[3] 2005 gab es eine Währungsreform aufgrund der hohen Inflation. Dabei wurden
bspw. die 20000er Scheine zu 200ern. Damals entsprach ein 1 Medical somit 0,022
Euro. Umgerechnet wären dies in Euro zur damaligen Zeit: 4,40 €

[4] https://vertragsarbeit-mosambik-ddr.de/konferenz/

[5] Adelino Messuvia ist einer der beiden Sprecher*innen des Projektes
„Vertragsarbeit Mosambik-DDR“. Er selbst war einer der vielen
vertragsarbeitenden Mosambikaner*innen in der DDR. Er lebt heute in Suhl.

[6] https://vertragsarbeit-mosambik-ddr.de/wp-content/uploads/2023/10/230919-
KKM-RB_106_S12-14_Endlich-Anerkennung_Hans-Joachim-Doering.pdf

[7] https://www.bundestag.de/sed-opferbeauftragte

[8] Portugiesischer Name des Projektes „Vertragsarbeit Mosambik-DDR“

[9] Nur in den ostdeutschen Bundesländern

[10] Beispiele sind hier die Evangelische Kirchen in Mitteldeutschland,
Technikmuseum Magdeburg usw. https://www.spiegel.de/geschichte/ddr-
vertragsarbeiter-aus-mosambik-ausgegrenzt-geprellt-vergessen-a-fb81c960-6da3-
4e92-8678-89ad62ae482d