| Veranstaltung: | Landesdelegiertenkonferenz der Jusos Sachsen 2025 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 8.Z Initativanträge |
| Status: | Beschluss |
| Beschluss durch: | LDK |
| Beschlossen am: | 26.04.2025 |
| Antragshistorie: | Version 3 |
Leitantrag Kampagne: Morgen gehört uns
Einleitung und ggf. Weiterleitung
Die Landesdelegiertenkonferenz der Jusos Sachsen möge beschließen:
Beschlusstext
Liebe Genoss*innen,
die Welt um uns herum verändert sich – und nicht zum Besseren. Mieten
explodieren, Löhne stagnieren, die Preise steigen, und die politische Rechte
feiert in unseren Städten und Dörfern Erfolge, die vor wenigen Jahren noch
unvorstellbar schienen. Gleichzeitig werden junge Menschen im politischen
Diskurs immer weniger gehört. Ihre Perspektiven? Zu selten beachtet. Ihre
Lebensrealitäten? Zu oft ignoriert. Ihre Zukunft? Unsicher wie nie.
„Morgen gehört uns“ ist unsere Antwort auf diese Krise. Diese Kampagne ist nicht
am Schreibtisch entstanden, sondern mitten in einer politischen Zuspitzung. Wir
haben beobachtet, analysiert und entschieden: Jetzt ist der Moment, laut zu
werden. „Morgen gehört uns“ ist kein abstrakter Slogan, sondern ein Versprechen
– an eine Partei, die sich wieder bewegen muss, an junge Menschen, die nach
Gerechtigkeit streben, und an eine Gesellschaft, die wir gemeinsam verändern
wollen.
Heute, am 26. April starten wir unsere Kampagne auf der LDK in Pirna. In einer
Zeit, in der die SPD sich neu ausrichtet und rechte Kräfte an Stärke gewinnen,
wollen wir nicht nur beobachten, sondern aktiv gestalten. Unsere Kampagne wird
die politische Arbeit bis zum Strategiekongress im Herbst und darüber hinaus
prägen – mit klaren Zielen und konkreten Schritten.
1. Politische Lage: Unser Ausgangspunkt
Wir stehen an einem Wendepunkt – sowohl im Bund als auch im Land. Der Rechtsruck
in der Gesellschaft ist unübersehbar. In den letzten Wochen haben sich die
politischen Verhältnisse zunehmend verschoben, und der Koalitionsvertrag
zwischen Union und SPD im Bund spiegelt diese Veränderung wider. Statt einen
echten Neuanfang zu schaffen, sichert dieser Vertrag die Fortsetzung einer
Politik, die eine menschenwürdige Asyl- und Migrationspolitik, soziale
Gerechtigkeit und Klimaschutz in den Hintergrund stellt oder gar eine Absage
erteilt. Wir Jusos lehnen diesen Vertrag ab, weil er an zentralen Punkten unsere
roten Linien überschreitet.
Doch die Dringlichkeit unseres Anliegens geht über die konkrete
Auseinandersetzung mit diesem Koalitionsvertrag hinaus. Unabhängig vom Ausgang
der Mitgliederabstimmung über den Vertrag muss sich die Sozialdemokratie
weiterentwickeln. Die SPD muss sich ihrer eigenen Rolle als die Partei der 95%
der Bevölkerung, die nicht von ihrem Vermögen leben können, auch abseits von
Wahlkampagnen bewusst werden. Es braucht neue Impulse und Ideen – nicht, weil es
bequemer ist, sondern weil es die einzige Antwort auf den Rechtsruck in der
Gesellschaft und die zunehmende Entfremdung von unseren Leuten ist.
Das geht nicht spurlos an uns vorbei. Auch in unserer Partei spüren wir die
Wellen dieses Wandels. Jetzt ist der Zeitpunkt, zu handeln, zu gestalten und,
lauter denn je, eine gerechtere Zukunft zu fordern.
2. Unser Verbandswochenende: Kampagnenlabor & Zukunftswerkstatt
Am 24. und 25. Mai treffen wir uns in Bad Lausick zu unserem Verbandswochenende.
Dieses Wochenende ist mehr als nur ein klassisches Seminar – es ist unser
gemeinsames Kampagnenlabor. Hier übersetzen wir die politischen Ideen aus Pirna
in konkrete Schritte, Formate und Aktionen.
Wir wollen gemeinsam erarbeiten, wie wir die Kampagne vor Ort lebendig machen,
welche Rollen einzelne Aktive übernehmen können und wie wir uns im Landesverband
besser vernetzen, um schlagkräftiger zu werden. In Workshops wie einem
Kampagnenonboarding und zur Zusammenarbeit im Landesverband wollen wir unser
kollektives Bewusstsein dafür stärken, was es heißt, als Verband gemeinsam zu
kämpfen.
Zugleich schaffen wir Raum für politische Orientierung, Reflexion und
Zukunftsplanung. Mit einem Kamingespräch, einer Änderungsantragswerkstatt für
den Landesparteitag und kreativen Formaten am Abend wollen wir das
Verbandswochenende zu einem strategischen Meilenstein machen.
3. Haustürkampagne: Politik beginnt an der Türschwelle
Politik beginnt mit Begegnung. Deshalb setzen wir in unserer Kampagne auf
Haustürgespräche – nicht als Wahlkampf, sondern als Dialogangebot. Unser Ziel:
bis zum Strategiekongress an 10.000 Türen klingeln – in Städten, in Dörfern –
bei uns vor Ort.
Es geht darum, zuzuhören, Vertrauen aufzubauen und wieder nah dran zu sein. Wir
wollen raus aus der Blase und rein in die Lebensrealitäten der Menschen – gerade
auch der jungen Generation, deren Zukunft zu oft ausgeblendet wird.
Dabei denken wir die Formate flexibel: kleinere, dezentrale Teams, angepasst an
lokale Bedingungen. Sicherheit hat dabei Priorität – mit Schulungen, Awareness-
Strukturen und gegenseitigem Support.
Wir planen regelmäßige Aktionstage, um gemeinsam sichtbar zu werden. Die
gesammelten Erfahrungen und Gesprächsinhalte werten wir aus, um daraus politisch
zu lernen und unsere Strategie zu schärfen.
4. Landesparteitag: Jusos als Motor der Erneuerung
Der Parteitag ist kein Ziel, sondern ein Hebel – für eine SPD, die sich in
Bewegung setzt. Wir wollen dort nicht nur dabei sein, sondern Einfluss nehmen –
mit Anträgen, Reden und personellen Vorschlägen.
„Morgen gehört uns“ wird auf dem Parteitag erneut sichtbar – als Haltung, als
Kraft, als Richtung. Wir machen deutlich: Die Jusos sind keine Statist*innen,
sondern ein Motor für eine SPD, die sich bewegen will.
Unsere Linie: Kritische Solidarität. Wir wollen diese Partei nicht spalten, aber
wir haben den Anspruch, sie mutiger, klarer und gerechter zu machen. Dafür
bringen wir linke Inhalte, feministische Perspektiven und antifaschistische
Haltung ein – ohne Kompromisse bei unseren Grundsätzen.
Unser Ziel ist eine SPD, die wieder Veränderung wagt – nicht bloß Verwaltung.
Der Parteitag ist ein Gradmesser dafür, ob unsere Partei bereit ist, sich zu
öffnen – oder lieber auf Stillstand setzt. Wir werden da sein. Laut,
strategisch, solidarisch.
5. Lokale Aktionen: Laut, kreativ, solidarisch
Unsere Kampagne lebt von dem, was vor Ort passiert. Küchen für alle (Küfas),
Diskussionsabende, kreative Protestformen oder Rally-Kundgebungen im
öffentlichen Raum – solche Formate schaffen Räume, in denen Politik greifbar
wird. Besonders dort, wo linke Stimmen selten gehört werden, machen sie einen
Unterschied.
Es geht um politische Bildung, um Sichtbarkeit, um echte Begegnungen –
solidarisch, offen, verbindend. Der Landesverband stellt dafür Materialien,
Orga-Support und Inhalte bereit. Aber die Ideen? Die kommen von euch. Ihr kennt
eure Städte, Dörfer und Communities – eure Kreativität entscheidet, wie die
Kampagne vor Ort aussieht.
„Morgen gehört uns“ heißt auch: Wir machen Politik nicht nach Drehbuch, sondern
aus Überzeugung – radikal solidarisch, selbstbestimmt und lebendig.
6. Strategiekongress: Der Weg nach vorn
Der Strategiekongress im September ist unser Zielpunkt – aber kein Schlusspunkt.
Er bildet den Abschluss des Kampagnensommers, aber vor allem auch den Auftakt in
eine neue strategische Phase unseres Verbandes.
Hier wollen wir Bilanz ziehen: Was hat funktioniert? Wo brauchen wir neue
Ansätze? Welche Strukturen tragen – und welche brechen wir besser auf?
Wir wollen gemeinsam analysieren, debattieren und planen: Wie sieht
jungsozialistische Politik in Sachsen 2026, 2029 oder 2035 aus? Welche Rolle
wollen wir in der SPD, aber auch darüber hinaus einnehmen? Welche Allianzen sind
entscheidend?
Der Strategiekongress wird Raum bieten für Visionen, für Streit, für Zukunft.
Und vor allem für den klaren Anspruch: Eine andere, eine demokratisch-
sozialistische SPD ist möglich – aber sie kommt nicht von allein. Wir müssen sie
uns erkämpfen.
7. Social Media & Öffentlichkeitsarbeit: Unsere Geschichte erzählen
Politik braucht heute mehr als gute Inhalte – sie braucht Sichtbarkeit. Deshalb
ist unsere Social Media Kampagne ein zentraler Bestandteil von „Morgen gehört
uns“.
Wir setzen auf ein klares Design, starke Bildsprache, kurze Videos, persönliche
Botschaften und präzises Storytelling. Unser Ziel: junge Menschen erreichen,
begeistern, mitreißen.
Dafür brauchen wir jede Stimme, jedes Gesicht, jede Idee. Wir wollen von Anfang
an auf Mitwirkung setzen – alle Mitglieder sind eingeladen, Content zu liefern,
Formate mitzugestalten oder selbst sichtbar zu werden.
Online ist für uns nicht das Gegenteil von politischer Praxis – sondern ihre
logische Erweiterung. Was wir sagen, muss gesehen werden. Und was wir zeigen,
muss Haltung haben.
8. Fundraising: Geld ist politisch – und wir nehmen das ernst.
Politische Arbeit kostet Geld – das wissen wir alle. Was aber oft untergeht:
Geld ist auch eine Frage der Organisierung. Wenn wir selbstbewusst auftreten,
Großes planen und Unabhängigkeit sichern wollen, dann müssen wir Spenden und
Fundraising als Teil unserer politischen Praxis begreifen.
Deshalb machen wir Spendengewinnung zu einem festen Bestandteil der Kampagne
„Morgen gehört uns“. Denn das Morgen gehört nicht denen, die das größte Budget
haben – sondern denen, die wissen, wie man mit vielen kleinen Beiträgen eine
große Bewegung baut.
Wir sagen offen: Unsere Ziele sind ambitioniert. Wir wollen zehntausende Türen
erreichen, politische Aktionen in allen Ecken Sachsens ermöglichen, solidarische
Räume schaffen, starke Kampagnen sichtbar machen und auf Social Media neue
Standards setzen. Dafür braucht es Ressourcen. Und dafür brauchen wir euch.
Wir rufen dazu auf, dass jede Aktion, jede Veranstaltung, jede Beteiligung auch
genutzt wird, um Unterstützer*innen zu finden – sei es mit einer kleinen Spende
per QR-Code oder einer Soli-Mitgliedschaft im Verband. Wir wollen mit einfachen
Mitteln, niedrigschwelliger Kommunikation und kreativen Formaten zeigen: Geld
sammeln ist kein notwendiges Übel – sondern ein Ausdruck von Bewegung.
Langfristig wollen wir damit eine solidarisch finanzierte Kampagneninfrastruktur
aufbauen, die uns unabhängiger von Landesförderungen und SPD-Kalkulationen
macht. Denn klar ist: Wer nicht abhängig sein will, muss sich selbst ermächtigen
– auch finanziell. Solidarisch, verbindend und politisch klar. Auch unser
Fundraising ist Teil des Klassenkampfs.
9. Neumitgliederarbeit: Gemeinsam wachsen
Neumitgliedergewinnung und -bindung ist kein Nebenprojekt, sondern
Querschnittsaufgabe unserer Kampagne. Denn über neue Mitstreiter*innen entfalten
wir unsere politische Schlagkraft.
Ob bei Haustürgesprächen, Küfas oder Online-Aktionen – überall wollen wir
gezielt einladen, zum Mitmachen motivieren und politisch andocken. Mit einfachen
Onboarding-Strukturen, persönlichen Ansprechpersonen und solidarischer
Begleitung schaffen wir Räume, in denen sich neue Genoss*innen von Anfang an
einbringen und orientieren können.
Morgen gehört uns heißt auch: Wir wachsen – politisch, solidarisch und mit
Haltung.
Freundschaft!
