P3: Jugendpsychiatrische Erste-Hilfe-Stellen in jedem Landkreis
| Veranstaltung: | Landesdelegiertenkonferenz der Jusos Sachsen 2025 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 8.P Pflege, Gesundheit & Soziales |
| Status: | Angenommen |
| Antragshistorie: | Version 1(29.03.2025) |
| Veranstaltung: | Landesdelegiertenkonferenz der Jusos Sachsen 2025 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 8.P Pflege, Gesundheit & Soziales |
| Status: | Angenommen |
| Antragshistorie: | Version 1(29.03.2025) Version 2 |
Die Landesdelegiertenkonferenz möge beschließen und an den SPD-Landesparteitag weiterleiten:
Psychische Erkrankungen bei Jugendlichen nehmen alarmierend zu. Laut einer
Studie der Techniker Krankenkasse (2023) leidet jede*r dritte junge Mensch (32
%) unter psychischen Belastungen wie Depressionen oder Angststörungen.
Gleichzeitig gibt es in Deutschland gravierende Versorgungsengpässe:
Laut Bundesministerium für Gesundheit (BMG, 2023) beträgt die Wartezeit auf
einen Therapieplatz bis zu sechs Monate. Bei mehr als einem Drittel sind es
sogar mehr als sechs Monate, die auf einen Therapieplatz warten müssen. Die
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie (DGPPN, 2023) warnt, dass es keine
geeigneten Notfallstellen für Jugendliche in akuten psychischen Krisen gibt.
Gleichzeitig gibt es eine beträchtliche Anzahl an Therapeut*innen ohne
Kassenzulassung, deren Leistungen ausschließlich von Selbstzahler*innen und
privat versicherten übernommen oder im Einzelfall über das
Kostenerstattungsverfahren der gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet werden
können.
In Notfällen landen Betroffene meist in allgemeinen Notaufnahmen, die auf
psychische Krisen nicht ausgelegt sind.
Das führt dazu, dass Jugendliche mit akuten Krisen keine schnelle Hilfe erhalten
und oft erst in einer psychiatrischen Klinik aufgenommen werden, wenn es zu spät
ist. Um langfristige negative Folgen wie Arbeitsunfähigkeit, Folgeerkrankungen
oder sogar Suizid zu verhindern, muss die gesundheitliche Infrastruktur im
Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie und - psychotherapie ausgebaut werden.
Pilotprojekte in anderen Regionen Deutschlands und auch im Ausland zeigen, dass
niedrigschwellige Krisendienste funktionieren und langfristig die Gesundheit
junger Menschen gesichert ist. Zusätzlich würde das weitere psychosoziale und
medizinische Dienstleistungen entlasten, die aber keine direkte Akutversorgung
ermöglichen, wie bspw. Krisentelefone.
Wir fordern die Einrichtung von "Jugendpsychiatrischen Erste-Hilfe-Stellen" in
jedem Landkreis. Diese sollen:
Aus diesem Grund fordern wir bis 2035 den Ausbau von Angeboten zur Versorgung
psychischer und psychosozialer Anliegen von Kinder und Jugendlichen in jedem
Landkreis. Diese sollen wie folgt ausschauen:
Angesichts der Tatsache, dass die wirtschaftlichen Schäden durch unbehandelte
psychische Erkrankungen die Kosten ihrer Behandlung deutlich übersteigen, stellt
der Kostenaspekt kein stichhaltiges Argument gegen eine umfassende Versorgung
dar.
So machte die Hans-Böckler-Stiftung bereits 2011 darauf aufmerksam, dass
arbeitsbedingte psychische Belastungen Kosten von über 30 Milliarden Euro pro
Jahr verursachen. Zusätzlich würden langfristig Krankenkassenbeiträge steigen,
wenn psychische Erkrankungen langfristig mit sich rumgetragen werden und erst in
Zukunft behandelt werden. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, dass
psychische Probleme im jungen Alter rechtzeitig behandelt werden.
Deshalb muss die Finanzierung dieses Bereiches der gesundheitlichen
Infrastruktur in den kommenden Jahren ausgebaut und gesichert werden. Zusätzlich
zur finanziellen Unterstützung sollte auch geprüft werden, inwieweit eine
Kooperation mit freien Trägern, Kommunen und Landkreisen sinnvoll und möglich
ist. Zum anderen soll der sächsische Landtag in einem Zeitraum von 10 Jahren
eine Milliarde Euro für den Ausbau existierender Strukturen verplanen.
Ebenso wichtig ist es, den langfristigen Bedarf an qualifizierten Fachkräften –
insbesondere im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie – zu decken. Dies kann
zum einen erreicht werden, indem die Anzahl der Studienplätze erhöht wird. Zum
anderen sollen finanzielle Anreize geschaffen werden, um Menschen zu ermutigen,
sich für die Kinder- und Jugendpsychiatrie zu entscheiden. Dies kann durch eine
Kostenübernahme des Freistaates Sachsen geschehen, oder durch ein Modell ähnlich
dem des BAföG, nur Elternunabhängig und mit weniger Hürden.
Aus diesem Grund fordern wir:
Eine Erhöhung des Haushalts für Gesundheit um die Kosten der Maßnahmen zu
finanzieren
Eine Evaluation der Möglichkeit zur Umsetzung in Kooperation mit freien
und öffentlichen Trägern
Den Ausbau der der Ausbildungsmöglichkeiten für angehende Psycholog*innen
und Psychiater*innen, um den Bedarf auf ein ausreichendes Maß zu
gewährleisten.
Damit einhergehend auch die Kostenübernahme der Ausbildung von angehenden
Psychotherapeut*innen.
Finanzielle Förderungen für angehende Kinder-und Jugendtherapeuten
insbesondere wenn sich diese entscheiden in einer Bedarfsregion zu
arbeiten, ähnlich wie die Landartzförderung .